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Start Routenbeschreibung Südisland

    Etappe 80: Mit der Fähre zu den Vestmannaeyjar (Westmänner-Inseln)

Þorlákshöfn – Heimaey, so lautet die Fährroute, um auf die Westmänner-Inseln zu gelangen.

Ausgangspunkt ist der Fährhafen von Þorlákshöfn, der leider mehr als nur einen Katzensprung von den Westmänner-Inseln entfernt liegt. Þorlákshöfn ist aber aufgrund der ausgedehnten Sanderflächen und der damit verbundenen miserablen Hafensituation an der Südküste der einzige Hafen weit und breit, der sich für ein großes Fährschiff eignet. So dauert die Überfahrt mit der Fähre Herjólfur zwischen 2½ und 3 Stunden. Bei gutem Wetter wird die Fahrt zu einem Erlebnis, bei hohem Wellengang aber auch. Man hat jahrelang diskutiert, wie man die Situation verbessern kann. Schnellere Fähre, ein Tunnel zum Festland in der Nähe von Bakki, oder ein neuer Fährhafen. Der neue Hafen in Bakki soll bis 2010/11 fertig sein. Bakki liegt rund 30 km südöstlich von Hvolsvöllur, ungefähr dort, von wo aus derzeit die Flugzeuge auf die Insel starten. Dann fällt diese Etappe hier weg, und die Fähre startet von Bakki aus (siehe Route 76).

Die Vestmannaeyjar bestehen aus einer Gruppe von 15 Inseln, von denen nur die größte ständig bewohnt ist: Heimaey. Die Inseln liegen gute 70 km von Þorlákshöfn, aber nur etwa 12 km vom „Festland“ entfernt.

Der Name der Inselgruppe stammt höchstwahrscheinlich – so steht es jedenfalls im Landnámabók (ein bis heute sehr aufschlussreiches Buch aus der Besiedlungszeit) – aus dem 9. Jahrhundert, als die Insel für fünf irisch-keltische Sklaven als Zufluchtsstätte diente, die ihren Herrn Hjörleifur Hróðmarsson, den Blutsbruder von Ingólfur Arnarson, in der Nähe von Vík ermordet hatten. Lange währte der Zuflucht nicht, denn zwei Wochen später tötete Ingólfur sie aus Rache. Für Wikinger wie Ingólfur und Hjörleifur waren die Iren die „Männer aus dem Westen“. Seit jenen Tagen sind die Westmänner-Inseln ständig bewohnt. Der erste Siedler soll Herjólfur Barðursson gewesen sein. Heute leben auf Heimaey in der Stadt Vestmannaeyjar knapp 5000 Menschen.

Ein unglaubliche, aber wahre Geschichte ereignete sich im Jahr 1627, als marokkanische Piraten, die vom holländischen Überläufer Jan Jantzen geführt wurden, die Inseln überfielen. Da wohl nicht viel zu holen war, ermordeten sie kurzerhand 36 Menschen und nahmen 242 der Einwohner als Sklaven mit, in der Hoffnung, eine satte Lösegeldsumme vom dänischen König zu kassieren. Viele überlebten diese Tortur nicht. Einige der Frauen wurden als Mätressen verkauft, andere wiederum liefen zu den Piraten über. Nur ein kleiner Teil von 13 Ex-Sklaven kehrte, nachdem das Lösegeld bezahlt worden war, auf die Inseln zurück. In den folgenden Jahren folgte ein Desaster nach dem anderen. Nicht nur dass die Trinkwasservorräte zunehmend knapper wurden, im Jahr 1783 führte ein Vulkanausbruch zur Verseuchung des umliegenden Meerwassers, demzufolge sämtliche Fische in den Gewässern um die Westmänner-Inseln verendeten.

Die vulkanische Aktivität hat bis in jüngster Zeit nicht nachgelassen, 1963 entstand durch einen submarinen Vulkanausbruch die Insel Surtsey. Bis zum Juni 1967 wuchs die Insel weiter, so dass sie heute die zweitgrößte der Inselgruppe ist. Sie stellt ein Eldorado für Wissenschaftler dar, da dort hervorragend beobachtet werden kann, wie die Natur ein bisher unbewohntes Archipel neu besiedelt. Um die Natur nicht zu stören, ist das Betreten der Insel deshalb den Wissenschaftlern vorbehalten. In jüngster Zeit wurden die Westmänner-Inseln durch einen einzigen Wal berühmt: Keiko. Der ist tot, es lebe die Archäologie. Das Pompeji des Norden wird auch Heimaey genannt. Seit 2005 ist man dabei, die alte Stadt, die nach dem Lavaausbruch 1972 unter einer dicken Ascheschicht verschwand, nach und nach auszugraben. 10 Häuser werden freigelegt. Mehr unter www.pompeiofthenorth.com. Die Ausgrabungsstätte liegt am Suðurvegur, am Ostrand der Stadt.

Mit dem Fahrrad kann man auf der Insel Heimaey fahren. Viele Kilometer sind es aber nicht, die zurückgelegt werden müssen. Von der Stadt Vestmannaeyjar (4170 Einw.) in Richtung Süden verläuft eine Straße, die nach 7 km an der Südspitze der Insel endet. Oberhalb der Klippen auf einem Berg steht der Leuchtturm von Stórhöfði. Die Straße führt, bevor sie ansteigt, auf einem schmalen Stück oberhalb zweier Buchten entlang. Die westlich liegende Sandbucht – sehr einfach über eine kleine Stichstraße zu erreichen – ist ein schöner Ort, um den Sonnenuntergang über dem Meer zu beobachten. Ein altes Schiffswrack erinnert an alte Seeräubergeschichten. In östlicher Richtung von Vestmannaeyjar kann man in ein neues Lavafeld fahren. Auf sandiger Piste geht’s über Lava und Asche. Die Straße endet östlich des 215 m hohen – während des Ausbruchs 1973 entstandenen – Kraters Eldfell in der Nähe eines modernen Leuchtturms an der Küste. In der Touristeninformation bekommt man eine gute kostenlose Wanderkarte, die viele Sehenswürdigkeiten der Insel aufzeigt. Unter anderem ist dort eingezeichnet, wo die sich die Klippe befindet, an der die Insulaner an einem Seil von Kilppe zu Klippe springen, wie und wo man die Lavaströme mit Wasser aufhielt, wo man bis 1990 mit einer Heizungsanlage mittels der heißen Lava die Stadt beheizte. Die Insulaner sind auch dafür bekannt, gern auch auf Papageitaucherjagd zu gehen. Dabei ist es auch kein Widerspruch, dass es Aufgabe der Kinder ist, vom Licht in die Stadt verirrte Jungvögel am nächsten Morgen einzusammeln.

Am ersten Augustwochenende (Bank Holiday) ist Heimaey eines der Zentren, in denen der Bär steppt. Die Insel ist dann das Ziel fröhlicher und oft betrunkener Isländer, die hier die hellen Sommernächte mit Livemusik feiern.

  • Info: Raðhússtræti, im Rathaus, auf dem Hügel, 4813555, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. ; www.visitwestmanislands.com.
  • Unterkunft: u.a. GH Sunnuhól, SU, Vestmannabraut 28b,  4812900; GH Hvilð, Höfðagata 16,  4811230; GH Heimir, Heiðarvegur 1,  4812922; GH Hreiðrid, Faxastigur 33, SU,  4811045; Hotel Þórshamar, Vestmannabraut 28, einziges Hotel der Stadt, empfehlenswert,  4812900; GH Hamar, Herjólsgata 4, neben dem Hotel Hamar, ein Betreiber.##angeblich doch nur ein Hotel!!
  • Camping: im Herjólfsdalur hinter dem Golfplatz von Bergen eingerahmt, sehr schön gelegener Zeltplatz (Dusche, Aufenthaltsraum und Küche), 8466497, 15.5.-31.9.
  • Post: 900 Vestmannaeyjar, Vestmannabraut 22, 4811000.
  • Schwimmbad: am Sportzentrum,  4812401, Mo-Fr 7-21, Sa/So 9-17 Uhr.
  • Museen: Aquarium & Naturkundemuseum, Heiðarvegur 12,  4811997, 11-17 Uhr (1.5.-1.9.); Heimatmuseum, Raðhúströð,  481194, 11-17 Uhr; Vulkanshow im Gemeindezentrum, Heiðarvegur,  4811045.
  • Supermarkt: mehrere, u.a. Discounter Krónan, Strandvegi 48,  5857345, täglich bis 19 Uhr.
  • Flugverbindungen: Täglich nach Reykjavík, Fahrradtransport bei ausreichender Kapazität möglich. Zusätzliche Flüge nach Hvolsvöllur, Selfoss, Bakki und Skógar (Fahrradtransport möglich). Näheres in der Touristeninformation in Heimaey oder bei Icelandair (Linie),  4813300, oder Valur Andersen Vestmannaeyjarflug,  4813255.
  • Fährverbindung: nach Þorlákshöfn; Informationen am Hafen oder unter  4833915.


Map Iceland Routes 76-86