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Viele Flüsse in Island sind nicht überbrückt. Demzufolge müssen bei kreuzenden Pisten die Flüsse gefurtet werden. Grundsätzlich unterscheidet man in Island drei Gruppen von Flüssen: Wildwasser-, Quell- und Gletscherflüsse.

Wildwasserflüsse (isl. dragá) entstehen durch Vereinigung von kleineren Flüssen. Die Wassermenge der Wildwasserflüsse ist sehr stark von den jeweiligen Witterungsbedingungen (wie zum Beispiel Regen) abhängig. Die Wassertiefe dieser Flüsse lässt sich deshalb nur sehr schwer voraussagen. Sie müssen sowohl mit einem trockenen Flussbett als auch einer unpassierbaren Furt rechnen. Die Wassermenge kann zum Beispiel während der Schneeschmelze auf circa das 25fache des mittleren Wertes ansteigen.

Quellflüsse (isl. lindá) sind nicht so sehr von den Witterungsbedingungen abhängig, die Wassermenge ist meistens über den gesamten Jahreszeitraum etwa gleich. Quellflüsse frieren nie zu. Zu den Quellflüssen werden auch die Abflüsse aus Seen gezählt.

Gletscherflüsse (isl. jökulsá) sind die tückischsten Hindernisse. Die Wassermenge bei Gletscherflüssen ist nicht nur von Regen, sondern auch im selben Maße von der Sonneneinstrahlung abhängig. Durch die mit der Sonneneinstrahlung verbundene Gletscherschmelze ist mit dem höchsten Wasserstand in einem Gletscherfluss immer am Nachmittag am Gletscherrand zu rechnen. Je weiter Sie den Fluss vom Gletscher entfernt furten, desto später wird der höchste Wasserstand erreicht. Neben der Sonne spielen aber auch Regen und warme Winde eine entscheidende Rolle, so dass eine verlässliche Empfehlung, wann man nun einen Gletscherfluss am besten furtet, nicht pauschal gegeben werden kann. Grundsätzlich gilt aber, dass der Wasserstand am Abend eher höher ist als am Morgen (wenn nicht durch starken Regen in der Nacht der Fluss angeschwollen ist). Gletscherflüsse sind im Gegensatz zu Quell- und Wildwasserflüssen milchig trüb und immer eiskalt.

Viele dieser drei Flussgruppen sind im Hochland nicht überbrückt. Dass auch flache Flüsse meist nicht durchfahren werden können, liegt vor allem an dem sehr steinigen Flussbett, das für schmale Fahrradreifen einfach viel zu glatt ist. Man sollte nichts riskieren. Leichtsinn kann böse enden. Im schlimmsten Fall führt ein Sturz dazu, dass man von der Strömung mitgerissen wird und ertrinkt. Einige Klarwasserflüsse haben dagegen ein sehr feinsandiges Flussbett, bei dem man schnell einsinkt. Solche “Quicksands” sind sehr tückisch. Im ungünstigsten Fall steckt man mit den Schuhen fest und kann sich nicht mehr von selbst befreien, ohne einen Teil der Ausrüstung zu verlieren.

Ganz wichtig: Man sollte sich nie auf irgendwelche Tipps von Autofahrern verlassen. Von der erhöhten Position eines Jeeps sieht vieles harmloser aus. Grundsätzlich gilt jedoch, dass ein Fluss, der nicht mehr zu Fuß durchwatet werden kann, auch für den Autofahrer nicht mehr passierbar ist. Die Vorsichtsmaßnahme ist besonders auf einsamen Strecken wichtig, wenn man zwischen zwei Flüssen festsitzt und auch keine Jeeps mehr durchkommen.

Wer ins Hochland möchte, sollte deshalb genügend Zeit mitbringen. Lieber eine weitere Nacht das Zelt aufschlagen, oder lieber zehn Mal durch einen Fluss mit allen Taschen einzeln waten und Eisfüße bekommen, als blau angelaufen flussabwärts zu schwimmen.

Viele Flüsse verändern im Lauf der Zeit ihr Flussbett. An einigen Flüssen weisen besondere Schilder und Skizzen auf die beste der möglichen Furtrichtungen hin. Diese Empfehlung gilt natürlich für Jeepfahrer und ist nicht immer die ideale Möglichkeit, als Fahrradfahrer sicher das andere Ufer zu erreichen. Meist ist die Autofurtspur – vor allem durch Busse – stark ausgefahren, so dass es sinnvoll ist, nach einer flacheren Stelle Ausschau zu halten. Bei jeglichen Flussdurchquerungen empfiehlt es sich, zuvor abzusteigen und nach einer geeigneten Stelle zum Durchqueren zu suchen (zum Beispiel zunächst ohne Gepäck den Fluss zu durchwaten). Die breiteste Stelle des Flusses ist auch meist die flachste. Nicht überall ist der Fluss gleich tief. In der Flussmitte können tiefe Rinnen ausgespült worden sein, in denen die Strömung besonders stark ist. Macht der Fluss einen Bogen, so ist das Wasser an der Außenseite, also an der Seite, an der Wasser ans Ufer prallt, aufgrund der Stauung tiefer als auf der Innenseite in einer Biegung.

Zum Furten ist es ratsam, feste, recht schnell trocknende Schuhe, wie etwa Turnschuhe, die nur für das Furten benutzt werden, anzuziehen. Auch empfehlenswert sind besondere, fest am Fuß sitzende Badeschuhe, die in den einschlägigen Globetrotterläden zu bekommen sind. Vom Barfußfurten muss dringend abgeraten werden, da die Verletzungsgefahr durch spitze, nicht immer zu sehende Steine sehr groß ist.

Ich bin in den letzten Jahren immer mit leichten Gummistiefeln durch die Flüsse gegangen. Bis auf wenige sehr tiefe Flüsse kam ich so immer trockenen Fußes am anderen Ufer an. Gummistiefel sind natürlich nichts für Radler, die bei der Auswahl des Gepäcks auf jedes Gramm achten. Der große Vorteil von Gummistiefeln ist jedoch, dass man nicht nach jeder Furt die Schuhe wechseln müssen. Darüber hinaus bleibt man vom eiskalten Wasser verschont. Es macht deshalb auch nichts, aus Sicherheitsgründen mehrfach einen Fluss zu furten. Während bei den Klarwasserflüssen der meist steinige Untergrund einsehbar ist, kann man in einem Gletscherfluss nie bis auf den Untergrund sehen. Gletscherflüsse haben zudem eine stärkere Strömung, die mehr Kraftanstrengung zum Durchqueren erfordert. Eine Flussdurchquerung sollte man deshalb immer so angehen, dass man das Fahrrad auf der flussaufwärtigen Seite mit sich führt, da man so mehr Kraft zum Gegendrücken hat. In über knietiefem Wasser sollte man leicht flussaufwärts furten. Der Wasserdruck darf nicht in die Kniekehlen kommen, da man sonst schnell das Gleichgewicht verliert. Am besten geht man deshalb etwas diagonal flussaufwärts, so lässt sich das Fahrrad ein wenig besser gegen die Strömung und den Wasserdruck schieben. Auch mit absolut wasserdichten Satteltaschen ist es manchmal notwendig, einen Teil des Gepäcks zu entfernen. Den Wasserdruck kann man leicht unterschätzen, und wieder heil aus der Strömung zu kommen, ist gar nicht so einfach. Bereits 30 Zentimeter tiefe Flüsse können solch eine starke Strömung entwickeln, dass selbst ein unbepacktes Fahrrad nur mit Mühe durch den Fluss geschoben werden kann. Grundsätzlich sollte man vor dem Furten darauf achten, dass die am Fahrrad verbleibenden Gepäckstücke fest verzurrt sind. Denn im menschenleeren Hochland kann ein verlorengegangenes Ausrüstungsstück einen schnell in Schwierigkeiten bringen.

Wenn man durch den Fluss gekommen ist, sollte man daran denken, dass die Bremsen nun nicht mehr so richtig funktionieren. Auch sollte alsbald die Kette neu geschmiert werden. Bei Gletscherflüssen wirkt der feine Sand im trüben Wasser auf alle nicht abgedichteten Kugellager wie Sandpapier, so dass die Lager spätestens am Ende eines Tages gewartet werden müssen. Manche Radler tragen deshalb ihr Bike stets durch die Flüsse. Ich hatte bisher allerdings nie Probleme mit den Lagern, auch die Rohloff-Nabe hat es bisher anstandslos mitgemacht.

 
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