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Als im Jahr 874 n. Chr. die ersten Siedler Island betraten, waren etwa 60 % der Gesamtoberfläche der Insel mit Vegetation bedeckt. Birkenwälder wuchsen auf etwa einem Viertel der Landesfläche. Die dichte Vegetation aus Bäumen und Sträuchern bot einen guten Schutz für niedere Pflanzen und die sehr empfindlichen, zur Erosion neigenden Böden.

Die Besiedlung durch den Menschen war ein deutlicher Einschnitt in das Ökosystem des Landes. Vorher gab es in Island keine Gras fressenden Tierarten. Die Vegetation konnte sich im Gleichgewicht entwickeln. Mit der Beweidung durch Haustiere (zum Beispiel Schafe) wurde das natürliche Gleichgewicht außer Kraft gesetzt. Die Pflanzen konnten nicht so schnell nachwachsen, wie die Schafe und andere Nutztiere es abfraßen. Die Wälder wurden zum größten Teil abgeholzt, um das Holz als Bau- oder Brennmaterial zu nutzen. Das vorher intakte Ökosystem wurde allmählich weitgehend zerstört.

Mit der Zunahme der Bevölkerung und der Überweidung durch die Haustiere wurde der Bodenerosion weiterer Vorschub geleistet. Um 1900 war die Erosion so weit fortgeschritten, dass große Teile des Landes von Sandstürmen zerstört wurden und für eine Kultivierung seitens der Bauern nicht mehr zur Verfügung standen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts erkannte man die Gefahren und begann, per Gesetz Maßnahmen gegen die Bodenerosion einzuleiten. Seit der Besiedlung sind etwa dreißig- bis vierzigtausend Quadratkilometer Vegetation der Bodenerosion zum Opfer gefallen. Die Rekultivierung gestaltet sich in Island schwerer als in Mitteleuropa, da die nährreiche organische Bodenschicht, die die Samen zum Keimen brauchen, über die Jahre vom Wind verweht wurde. Wo damals Gräser und Sträucher wuchsen, sieht man heute nur noch kahle alte Lavafelder oder steinige Gletscherböden.

Heute sind nur noch etwa 25 Prozent des Landes mit Vegetation bedeckt. Wenige Waldreste (insgesamt etwa ein Prozent) sind dem Raub nicht zum Opfer gefallen beziehungsweise neu aufgeforstet worden. Und immer mehr Wald wird aufgeforstet, die Ergebnisse können sich mancherorts schon sehen lassen.

Das „Staatliche Amt für Erhaltung und Vermehrung der Vegetation“ (Landgræðsla Ríkisins) beschäftigt sich mit der Renaturierung des Landes. Mit Flugzeugen werden Samen und Dünger verteilt. Als besonders erfolgreich hat sich die Aussaat von Lupinen (Lupinus nootkatensis) erwiesen, die eigentlich in Alaska beheimatet sind. Gleiches gilt für den gemeinen Strandroggen (leymus arenarius). Kleinere Erfolge sind zwar abzusehen, zum Beispiel südlich von Húsavík auf dem Weg zum Mývatn (siehe Etappe 42) oder im Hochland an der Lakí-Spalte (Etappe H39). Doch es wird noch Jahrzehnte dauern, bis die Erosion nachweislich gestoppt ist.

Umweltschutz ist in Island noch nicht sehr stark ausgeprägt. Es regiert das Kapital. Anders ist es nicht erklärbar, dass immer noch in Nationalparks und Naturschutzgebieten Schafe weiden dürfen und – viel schlimmer – Staudammprojekte im Hochland geplant und oder gebaut hat. Der Kárahnjukar-Staudamm hat die Landschaft Nordislands komplett verändert. Es war das erste Mal, dass sich auch unter Isländern Protest erhob.

Natürlich kann man auch als Fahrradfahrer etwas tun. „Offroad-Fahren“ ist selbstverständlich verboten, Fahrradspuren sind noch Jahre später zu erkennen. Selbst das Schieben eines bepackten Rades kann auf Moos jahrelange Spuren verursachen. Das wenige Holz, das man in Island vorfindet, sollte man nicht zum Feuer machen nehmen. Verrottende Äste sind vor allem im Hochland eine wichtige Nährstoffquelle für die dünne Pflanzendecke.

In Island leben verhältnismäßig wenige Tierarten. Amphibien und Reptilien werden Sie vergebens suchen; das einzige natürlich wilde Landsäugetier ist der Polarfuchs, der auch schon vor der Besiedlung der Insel in Island lebte. Im 18. Jahrhundert wurden Rentiere ausgesetzt, die alsbald verwilderten und heute vor allem im Nordosten leben (in dem Gebiet rund um den neuen Staudamm). Neben Rentieren, Mäusen und Ratten hat sich vor allem in den letzten Jahrzehnten der Mink, der amerikanische Nerz, der Anfang des 20. Jahrhunderts eigentlich zur Pelztierzucht nach Island gebracht wurde, durch Ausbrüche so stark vermehrt, dass dadurch in einigen Gebieten mittlerweile der Vogelbestand gefährdet ist. Über 70 verschiedene Vogelarten brüten in Island. Ihre Hauptnahrung sind entweder Insekten, von denen etwa 1200 Arten gezählt worden sind, oder die unzähligen Süß- oder Salzwasserfische.

 

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