Deutsch
Start The Guidebook Icelands history
There are no translations available.

Die Geschichte Islands beginnt für mitteleuropäische Verhältnisse vergleichsweise spät. Man streitet sich allerdings darüber, wer denn nun wirklich als erster den Fuß auf die Insel gesetzt hat. Anlass des Streits ist der Fund einiger römischer Münzen in Island. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass irgendwann einmal die Römer während eines heftigen Sturms vom Kurs abkamen und in Island landeten. Gesicherte Kenntnisse darüber liegen aber nicht vor. Es kann aber auch sein, dass die Wikinger auf einem ihrer Beutezüge in den Besitz von römischen Münzen kamen und diese dann mit nach Island brachten.

Neben den Römern und Wikingern segelten auch die Iren über die Meere. Wann genau sie Island zum ersten Mal einen Besuch abstatteten, ist nicht vollständig geklärt. Ab etwa dem sechsten Jahrhundert unternahmen sie jedenfalls regelmäßige ausgedehnte Fahrten auf den Nordmeeren. Fast zeitgleich begannen die Wikinger mit ihren Entdeckungsfahrten durch die Weltmeere. Ende des achten Jahrhunderts entdeckten sie Island und vertrieben oder töteten die Iren.

Die ersten namentlich bekannten Entdecker waren zwei Männer, die es unabhängig voneinander aufgrund eines Sturmes auf die Insel verschlug. Naddoður hieß der eine, war Norweger und landete an der Ostküste. Ohne zu überwintern segelte er bald wieder zurück und nannte das von ihm entdeckte Land Snæland (Schneeland). Der Schwede Garðar Svavarsson legte an der Südostküste an und verbrachte dann im Norden immerhin einen Winter. Im nächsten Frühjahr segelte er einmal um die Insel. Er nannte sein Land, oder besser seine Insel, Garðarshólmur (Garðars Insel). Die Entdecker einte, dass es ihnen offensichtlich gefallen hatte. Denn die Mund-zu-Mund-Propaganda bewirkte, dass sich auch andere auf den Weg machten.

So auch Flóki Vilgerðarson. Flóki machte sich 865 mit dem gesamten Hof nach Island auf. Er muss von der grünen Landschaft so fasziniert gewesen sein, dass er im darauf folgenden Sommer vergaß, genügend Heu für das Vieh im Winter zu bevorraten. Die Folge: Das Vieh verhungerte, Flóki gab frustriert auf und kehrte nach Norwegen zurück. Was blieb war der Name Ísland (Eisland). Der Überlieferung nach stieg er eines Tages auf einen Berg und sah im Fjord nur Eis schwimmen. Auch wenn Flóki zunächst nichts Gutes über die Insel berichtete, kam er später jedoch zurück, um sich für immer niederzulassen.

Der erste Dauersiedler war Ingólfur Arnarson. Ingólfur kam mit seinem Ziehbruder Leifur Hróðmarsson. Sie hatten Norwegen verlassen, weil es aufgrund eines Streits um eine Frau zu heiß wurde. Doch Island war ihnen zunächst nicht geheuer. Sie kamen, um erst einmal zu schauen, ob ihnen das neue Land gefallen würde. Dem war wohl so, denn sie kehrten nach Norwegen zurück, um ihre Sachen einzupacken und für immer nach Island überzusiedeln. Leifur machte mit seinem Schiff noch einen Umweg über Irland, um sich dort mit Sklaven einzudecken. Als sie im Frühjahr 874 n. Chr. Islands Küste ansteuerten, ließen sie sich an unterschiedlichen Plätzen nieder. Ingólfur landete an der Südküste auf einer vor der eigentlichen Küste liegenden Insel, die auch heute noch seinen Namen trägt (Ingólfshöfði). Leifur, dem man aufgrund seines locker sitzenden Schwertes auch Hjörleifur (Hjör = Schwert) nannte, siedelte sich weiter westlich (südlich des Mýrdalsjökull) an (Hjörleifshöfði). Die Sklaven meuterten und rächten sich für ihren Freiheitsentzug und töteten Leifur. Wohl aus Angst vor Rachezügen Ingólfurs flohen sie auf eine nahe Inselgruppe, die in Sichtweite vor der Küste lag.

Ingólfur bekam von dem Mord Wind, spürte die Iren auf den Inseln auf und rächte sich für seinen Bruder. Seitdem heißen die Inseln Vestmannaeyjar (Westmänner-Inseln). Die Inseln der „Männer aus dem Westen“, wie die Iren bezeichnet wurden). Ingólfur wechselte in den nächsten Jahren des öfteren den Hof, ihn zog es weiter nach Westen. Im Jahr 877 baute er sein Haus an einer von dampfenden Quellen gesäumten Bucht, die er rauchende Bucht (Reykjavík) nannte.

In den nächsten Jahren wanderten viele Norweger nach Island aus. Zum überwiegenden Teil ergriffen sie vor dem herrschsüchtigen Haraldur Schönhaar die Flucht, der in wenigen Jahren das gesamte norwegische Königreich kriegerisch eingenommen hatte. Dieses Reich umfasste damals unter anderem große Gebiete von Britannien und Irland, so dass auch von dort ein Auswanderungsstrom einsetzte. Mehrere Zehntausende folgten den Verheißungen. Schon im Jahr 930 war deshalb das gesamte fruchtbare Land aufgeteilt. Allerdings verließen auch einige, vor allem viele Iren, wieder das Land, weil sie nicht mit den heidnischen Wikingern zusammenleben wollten.

Zunächst gab es keinerlei soziale Organisation unter den Einwanderern, doch bald erkannte man, dass ein Zusammenleben von so vielen Menschen einiger Regeln bedurfte. Den regionalen Kultgemeinden standen die so genannte Goden vor, Besitzer der Tempel und Priester in einer Person, die für Recht und Ordnung sorgten. Bereits ab dem 9. Jahrhundert wurden auf regionaler Ebene Þinge (Volksversammlungen) abgehalten. Die erste überregionale Volksversammlung (Alþing) fand 930 nördlich des Þingvallavatn statt (siehe Etappe 4). Man traf sich jährlich im Sommer an diesem Ort zur Beratung, zum Feiern und zur Verabschiedung von Gesetzen. Das nach ihrer Sicht gültige Recht wurde auch mit Gewalt (zum Beispiel durch Hinrichtungen) durchgesetzt. Die Goden waren nicht etwa die Parlamentarier des Volkes, sondern vielmehr die Herrscher über ihre Besitztümer.

Einige Isländer hielt es nicht lange auf der Insel. Manche zog die Abenteuerlust weiter, andere wiederum mussten, wollten sie nicht dem Säbel zum Opfer fallen, das Weite suchen. So auch Eiríkur Þorvaldsson, Erik der Rote genannt, der aufgrund einiger von ihm verübter Morde beschloss, lieber im entfernteren Westen sein Glück zu versuchen. Erik entdeckte im Jahr 982 ein neues Land, das er Grænland (Grünland) nannte. Die heutige Schreibweise „Grönland“ ist erst viel später eingeführt worden. Erik ließ sich also dort nieder, ihm folgten später Hunderte weitere Isländer zu einem Neuanfang in diesem noch unbewohnten Land. Auch Bjarni Herjolfsson brach nach Nordwesten auf, kam allerdings auf seiner Fahrt nach Grönland vom Kurs ab und entdeckte weiter südwestlich ein neues Land (986 n. Chr.), das er jedoch nicht betrat. Leifur Eiríksson, der Sohn Eriks des Roten, segelte im Jahr 1000 von Grönland aus nach Westen, um nach dem neuen Land Ausschau zu halten. Er stieß auf grüne, mit Wald bewachsene Landschaften, so dass er diesem Land den Namen Markland (Waldland) gab. Leifur Eiriksson hatte als wohl erster Europäer Amerika betreten.

Im Jahr 1000 gab es auch in Island eine entscheidende Veränderung, denn auf Druck des norwegischen Königs Ólafur Tryggvason wurde das Christentum als Staatsreligion eingeführt. Für die Bevölkerung änderte sich zunächst wenig, denn es wurde weiterhin den Göttern geopfert. Die heidnischen Tempel der Goden wurden schlauerweise einfach in Kirchen umgewandelt, so dass die Machtposition der Goden von der Umwandlung unberührt blieben.

Erst im 11. und 12. Jahrhundert nahm der Einfluss der Kirche zu. Im Jahr 1056 erhielten die Isländer ihren ersten, in Bremen geweihten, Bischof, der in Skáholt (Südisland) residierte. Im Jahr 1262 unterwarf sich Island nach starkem Druck Norwegens in der Vereinbarung des sogenannten „Alten Vertrages“ der norwegischen Krone. Zunächst sah diese Vereinbarung nur eine Vereinigung der beiden Länder mit dem König als gemeinsamen Oberhaupt vor. Die Landesrechte Islands sollten davon unberührt bleiben, jedoch bereits 19 Jahre später galt auch in Island nur noch das norwegische Recht. Der selbständige Staat Island hatte aufgehört zu existieren, und damit war für Jahrhunderte seine politische Abhängigkeit festgelegt. 1380 fiel Island aufgrund der Erbfolge zusammen mit dem norwegischen Königreich an die dänische Krone.

Weder die norwegische noch die dänische Krone bemühte sich um einen besseren Lebensstandard für die Isländer. Bereits durch die Monopolstellung der Norweger ließ der Handel mit Island nach. Die Preise für isländische Waren lagen weit unter den „Weltmarktpreisen“. Anfang des 15. Jahrhunderts begannen dann die Engländer, Gefallen am Handel mit Island zu finden. Was wiederum den Dänen missfiel. Nur war deren Einfluss zu gering, um wirksam gegen die englischen Schiffe vorgehen zu können. Die Engländer zahlten den Isländern faire Preise. Die Folge: Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die Handelsgeschäfte fast ausschließlich durch Engländer betrieben. Im 16. Jahrhundert vertrieb dann die Hanse die Engländer aus den Geschäften. Auf Dauer war dies dem dänischen König Christian III. ein Dorn im Auge, so dass er (zunächst mit geringem Erfolg) versuchte, die Deutschen aus dem Geschäft zu drängen. So verbot er das Überwintern von Fremden auf Island (1542) und verpachtete die Rechte des Handels mit Island einzig und allein an die Stadt Kopenhagen. Christian IV. führte diese Verdrängungstaktik weiter und schaffte es letztendlich im Jahr 1602, dass nur noch Kopenhagen, Malmö und Helsingör mit Island handeln durften.

Dies war der Start für das lang angestrebte dänische Monopol, das selbstverständlich nur Vorteile für die dänische Seite brachte. Die Lebensbedingungen in Island waren weiterhin schlecht. Die eingeführten Lebensmittel wurden zu hohen Preisen verkauft. Ungeachtet dessen, dass sie oft ungenießbar waren. Die Folgen blieben nicht aus: Im Winter 1655 starben über 1000 Menschen an Hunger.

Hinzu kamen noch Piraten, die raubten, mordeten und zahlreiche Isländer als Sklaven mitnahmen. So geschah es 1627, als algerische Räuber von den Vestmannaeyjar 247 Menschen verschleppten und aus den Ostfjorden nochmals 110 Isländer mitnahmen, um sie in Algerien zu verkaufen. Zu den kalten Wintern und der Piraterie gesellte sich im 18. Jahrhundert eine Pockenepidemie, der circa 18.000 Menschen zum Opfer fielen. Zu dieser Zeit zählte Island nur noch 35.000 Einwohner. Und dann gab’s auch noch die ständigen Vulkanausbrüche der Katla Mitte des 18. Jahrhunderts und den Hekla-Ausbruch im Jahr 1766. Die größte Katastrophe war allerdings der Ausbruch der Laki-Spalte (Lakagígar, siehe Etappe H39). Im Jahr 1783, der noch einmal 10.000 Todesopfer forderte. Wer nicht unmittelbar durch den Ausbruch starb, den raffte der Hunger hin. Denn durch die Naturkatastrophe verendeten 80 Prozent der Schafe, 77 Prozent der Pferde und rund die Hälfte aller Rinder. Zu dieser Zeit dachte der dänische König sogar an Evakuierung. Island galt als nicht bewohnbar. Doch die Katastrophe hatte auch ihr Gutes. So wurde 1787 das Handelsmonopol gelockert und 1855 ganz aufgehoben.

Von nun ging es bergauf. Vorreiter einer isländischen Bewegung zur politischen Unabhängigkeit war Jón Sigurðsson (1811-1879), der mit allen demokratischen Mitteln versuchte, dem dänischen Machtstreben Einhalt zu bieten. Eine friedliche Bewegung entstand in Island, die sich den Plänen widersetzte, dass Island ein Teil der dänischen Monarchie hätte werden sollen. Am 5. Januar 1874, zur 1000-Jahr-Feier, trat eine neue, nur für Island geltende Verfassung in Kraft. Das Aþing, das bereits seit 1843 wieder tagte, bekam vom König die alleinige gesetzgebende Macht zugesprochen. Der Weg in die Unabhängigkeit konnte beginnen. 1903 bekam Island, damals unter einer liberalen dänischen Regierung, erstmals einen eigenen Minister, der auch nicht mehr in Kopenhagen, sondern in Reykjavík wohnen sollte. Jener erste Minister war Hannes Hafstein (1861-1922). Fast selbstständig wurde Island 1918 mit der Unterzeichnung des Unionsvertrags, der nur noch eine Personalunion auf der monarchistischen Ebene vorsah. Da 1940 Dänemark von den Nazis eingenommen worden war, besetzten in diesem Jahr vorsichtshalber britische Streitkräfte die Insel, um eventuellen Angriffen der Deutschen zuvorzukommen. Den Isländern war dies zwar nicht recht, doch hatten sie keine Möglichkeit, dagegen vorzugehen. Die Briten wurden ein Jahr später von den USA abgelöst. Am 17. Juni 1944, dem heutigen Nationalfeiertag und Geburtstag des Vaters der isländischen Demokratie Jón Sigurðsson, wurde die Republik Island in Þingvellir ausgerufen. 682 Jahre unter der Macht fremder Staaten waren zu Ende. Der erste Präsident war Sveinn Björnsson. Das Ende des Zweiten Weltkriegs führte zur Vereinbarung zwischen den USA und Island, wonach die amerikanische Luftwaffe in Zukunft für die Verteidigung des Landes zuständig ist. 1949, als eines der Gründungsmitglieder, trat Island dem Nordatlantischen Bündnis (NATO) bei. Der NATO-Stützpunkt bei Keflavík hat indes aufgrund des Endes des „kalten Krieges“ an Bedeutung verloren. Heute ist Island unter anderem Mitglied der UNO (seit 1946), der OECD, des Europarates (seit 1950), des nordischen Rates (seit 1952), der EFTA (seit 1970) und seit 1993 auch Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Eine Mitgliedschaft in der EU wird in absehbarer Zukunft nicht angestrebt, jedoch eine engere Kooperation, was sich u.a. im Beitritt zum „Schengener Abkommen“ ausdrückt (s. „Einreise“).

Fortwährenden Streit hatte Island mit der Ausdehnung seiner Fischereizonen. Der letzte Streit im so genannten Kabeljaukrieg rührt vom Jahr 1975 her, als die Isländer willkürlich die Fischereizone von 50 auf 200 Seemeilen erhöhten. Für viele Isländer war 1989 ein bedeutendes Jahr, als das seit 1915 bestehende Bierverbot aufgehoben wurde. Was viele nicht so freute, aber aufgrund der internationalen Proteste und des wirtschaftlichen Drucks durch Boykottaufrufe für isländischen Fisch zustande kam, war das vorläufige Ende des Walfanges der Isländer. Die letzten Wale wurden 1989 in der Walfangstation im Hvalfjörður verarbeitet. Im Juni 1992 ist Island aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) ausgetreten. Mittlerweile hat man aber eingesehen, dass sich mit der Beobachtung von Walen mehr Geld verdienen lässt als mit ihrer Tötung.

 

BikingIceland.com ist ein Servicedienst von Journalia Kommunikation / Ulf Hoffmann. Alle Rechte vorbehalten. Diese Inhalte dienen ausschließlich zur privaten Nutzung und zur individuellen Information des Nutzers. Eine Speicherung in Datenbanken sowie jegliche Weitergabe an Dritte im Rahmen gewerblicher Nutzung oder zur gewerblichen Nutzung sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch Journalia Kommunikation gestattet. Wir haften nicht bei Fehlern, inhaltlichen oder textlichen Fehlern. Im Übrigen gelten unsere Nutzungsbedingungen. Für den Fall, dass Sie die Inhalte der Webseite BikingIceland.com weitergeben, speichern oder gewerblich nutzen möchten, bieten wir Ihnen an, Content-Partner zu werden.

 

 
Unsere Webmagazine
Search