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Seit der Finanzkrise dreht sich in Island wieder mehr um den Fisch. Zwar versuchte man in den letzten Jahren, diese Abhängigkeit zu vermindern. Doch am großen Finazrad zu drehen, hat das Land in den Bankrott geführt, also back to roots. Machte 1995 der Fisch noch 75 Prozent der Exporteinnahmen aus, so fiel dieser bis 1999 auf 67 Prozent. Gestiegen ist dagegen der Anteil der verarbeitenden Industrie. Man nabelte sich also ein wenig vom Fisch ab, oder besser gesagt, man versuchte es. Wie die Zukunft aussieht, vor allem wenn es eventuell in Richtung EU geht bleibt abzuwarten.

Doch Islands Achillesferse ist und bleibt die Fischindustrie. Kommt der Fisch, freut sich der Isländer, bleiben die Schwärme aus, weint eine ganze Nation und die Wirtschaft schmollt. Doch der Dienstleistungsbereich wird immer wichtiger, aber auch die produzierende Industrie, allen voran die Produktion von Aluminium, die in den vergangenen Jahren deutlich hochgefahren wurde. Ein wichtiges Standbein sind die durch Touristen ins Land fließenden Devisen. Auch ihnen hat man es zu verdanken, dass man 2007 beim Lebensstandard auf den ersten Platz vorstieß. Das durchschnittliche Monatseinkommen lag 1999 bei knapp 1900 Euro. In den vergangenen Jahren lag das jährliche Wirtschaftswachstum stets über vier Prozent. Im Frühjahr 2008 zeigten sich Anzeichen einer Finanzmarktkrise. Die Krone verlor im Vergleich zum Euro ein Viertel ihres Wertes. Ist das Wachstum vorbei? Ausgang offen.

Nur ein Viertel der Gesamtfläche Islands ist landwirtschaftlich nutzbares Land, der überwiegende Teil besteht aus Weiden und Wiesen, die sich nicht zur landwirtschaftlichen Bestellung eignen. Die Landwirtschaft ist kein so dominierender Wirtschaftsfaktor. Auf nur 0,1 Prozent der Fläche werden zum größten Teil Kartoffeln und Rüben angebaut. Die Hauptertragsquelle der Bauern ist die Viehzucht, allen voran die von Schafen, von denen es 2006 fast 456.000 gab (Tendenz abnehmend). Reich wird allerdings der Bauer durch den Schafverkauf nicht. Dagegen wird die Natur ärmer. Ein Großteil der Erosionen im Land ist durch Schafe verursacht. Manch einer setzt dagegen auf Rinder. Auch die brauchen Land, doch meist ist dieses eingezäunt und die Tiere können nicht frei durch die Gegend gehen und alles abfressen. In der Fleisch- und Geflügelproduktion ist Island ebenso unabhängig wie bei Eiern und Milchprodukten. Aufgrund der kurzen Sommer ist die Hauptbeschäftigung der Bauern in den Sommermonaten das Einfahren von Heu, das zum größten Teil für die eigene Viehzucht verwendet wird. Ein zunehmend bedeutend werdender Erwerbszweig für die Bauern stellt die Pferdezucht bzw. die Vermietung der Pferde an Touristen dar. Viele der Bauern öffnen ihre Höfe für die Touristen als Unterkünfte und Feriendomizile (siehe Kapitel: “Ein Dach überm Kopf”).

Mehr Touristen brauchen mehr Übernachtungsplätze. 2000 wurde erstmalig die 300.000er-Marke überschritten. Und die Zahlen steigen weiter. Zunehmend wird die Nebensaison und der Winter beworben.

Bereits 1969 erkannte man, dass man sich nicht nur auf die Erträge aus der Fischerei verlassen kann, und lockte ausländische Investoren mit dem billigen Strom, der auf der Insel produziert werden kann. Energieintensive Industrien wie die Aluminumherstellung wurden ins Land gelockt. Zuletzt wurde eine Fabrik in Reydarfjörður im Nordosten gebaut, wofür das größte – und sehr imstrittene - Staudammprojekt Islands in Angriff genommen wurde (siehe Etappe H24).

Islands wichtigster “Bodenschatz” sind die natürlichen Energiequellen wie Wasserkraft und Erdwärme. Noch produzieren die Wasserkraftwerke nur für den nationalen Strombedarf. Stark ausgebaut wurde auch die Geothermie. Auch möchte sich Island langfristig von fossilen Brennstoffen unabhängiger oder sogar unabhängig werden. Entsprechende Projekte im Bereich Wasserstoff laufen.

Wirtschaftlich völlig uninteressant, aber mit großem politischen Zündstoff verbunden, ist der isländische Walfang. Im Jahr 2003 wurde er wieder aufgenommen, unter großem Protest aus dem In- und Ausland. Diesmal nicht unter dem Deckmantel der Wissenschaft sondern rein kommerziell. Der Walbeobachtungsbranche hat dies nicht gut getan. Der Tourismus hat dies aber überraschend gut weggesteckt. Seit 2006 wird Walfleisch auch wieder exportiert, 2007 dann aber wegen Unwirtschaftlichkeit wieder teilweise eingestellt. Beim Walfang wird es also auch in Zukunft hin und her gehen.

 
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